Seit Oktober 2015 bin ich nun mit der “Tres Hombres“, dem derzeit einzigen motorlosen Frachtsegler, unterwegs, um den Atlantik zu überqueren. Die Reise begann in Den Helder (NL) und führte als erstes nach Douarnenez in Frankreich. Besser – um genau zu sein – in die Bretagne. Dort kam eine erste Ladung an Bord: Mehrere Fässer Wein, von denen wir einige in Barbados abfüllen und liefern werden. Andere hingegen sollen die Rundreise über den Atlantik machen, um so auf besondere Weise zu reifen. Interessant!

Nach fast zwei Wochen, die wir auf passenden Wind gewartet haben, ging die Reise weiter in Richtung Kanaren – nach La Palma. Nun, das mit der Richting darf man nicht so ernst nehmen, denn zuerst fuhren wir geradewegs nach Westen, obwohl die Kanaren doch eher im Süden liegen. Der Trick sollte sein, im Westen die Nordwinde zu finden, mit denen man dann easy-peasy nach Süden segeln kann. Da die Rechnung leider nicht aufging, haben wir ein wenig unseren Namen – Tres Hombres – in den Nordatlantik geschrieben, ehe wir dann wirklich auf Höhe Gibraltar Nordwinde fanden und nun in La Palma angekommen sind. Das waren 19 Tage auf See. 19 Tage immer im Wechsel zwischen Wache, essen und schlafen. 19 Tage ohne Dusche. 19 Tage rund um nur Wasser und Himmel. Aber auch 19 Tage voller Gespräche und Diskussionen während der Nachtwachen, 19 Tage freier, unverstellter Blick bis zum Horizont, 19 Tage immer wieder neue See unter einem Himmel, der sich beständg neu zu erfinden schien. Am Ende war ich mir gar nicht sicher, ob ich wirklich diese wundervolle Atmosphäre von Ruhe und Vertrautheit aufgeben wollte im Tausch gegen die Hektik und Aufregung an Land. Sonderbar, oder? Doch dieses endlose Meer ist jeden Tag neu und kennt unendlich viele Gesichter: mal bedrohlich, dann wieder sanft wie eine Katze oder verspielt wie ein junger Hund. Mal klopfen kecke kleine Wellen an den Rumpf, dann wieder rollen die Brecher auf Augenhöhe heran und tauchen erst im letzten Moment unter dem Schiff hindurch. Und dann – völlig unerwartet – eine See glatt wie ein Spiegel und trügerisch friedlich. Ab und an kommen Delfine zu Besuch. Mal beäugt uns ein Wal von allen Seiten. Dann sucht ein kleiner Vogel bei uns Zuflucht oder Möven wittern mögliche Beute. Nie ist es langweilig. Kein Augenblick gleicht dem anderen. Da kann man schon vergessen, dass sich das Essen in immer kürzeren Abständen wiederholt. Lasse ich eben mal eine Mahlzeit aus, was soll’s.

In La Palma kommt weitere Fracht an Bord – 10 Fässer besten Rums, der, ebenso wie der Wein, die Rundreise über den Atlantik antritt und in Amsterdam dann als der preisgekrönte ‘Tres Hombres’-Rum abgefüllt werden wird.

Wer mehr wissen will, kann immer mal im Logbuch lesen.
Hier ein paar Reiseberichte von mir:
Klar zum Auslaufen
 Wir Trainees lernen das Schiff kennen
Fitness-Studio ‘Tres Hombres’
Bordalltag

Nicht mehr lange und die Reise geht weiter. Wir setzen zum Sprung an. Mit Rückenwind über den Atlantik. Und dieses Mal werde ich darauf achten, dass wir die Götter von Wind und Wellen gnädig stimmen, sodass wir eine gute und zügige Überfahrt haben.
Und was erwartet uns auf der anderen Seite? Nun – die Karibik mit Sonne, blauem Meer, Inseln und noch mehr Fracht. :o)

Doch davon später mehr.