Da wären wir nun also. Auf der anderen Seite des großen Wassers, das Europa und Afrika auf der einen von Amerika auf der anderen Seite trennt. Landfall in Barbados. Vor Anker auf der Reede vor Bridgetown. Als Zierde oder zumindest Attraktion des Ankerfelds. Ja, unsere Tres Hombres ist schon etwas besonderes.

20 Tage waren wir unterwegs von La Palma bis hierher. 20 Tage rundum nur Wasser. Über uns der Himmel hoch und oft samtschwarz mit glitzernden Sternen. Ich denke, ich habe so viele Sterne gesehen wie noch nie zuvor (im wahrsten Sinne des Wortes).  Mitten auf dem Meer stört kein Licht den Blick in den Himmel. Und Zeit zum Gucken hatte ich auch jede Menge, denn noch immer wechselte die Wache aller vier Stunden in der Nacht und so stand ich in der einen vier und in der nächsten acht Stunden unter dieser grandiosen Himmelskuppel. Und als wäre das nicht schon wundervoll, zogen immer wieder Sternschnuppen über den Himmel. Manche verglühten leise, andere mit einem Blitz am Ende. All die Wünsche behalte ich für mich. Das Universum hat mich sicher verstanden und so können sie vielleicht in Erfüllung gehen.
All die Zeit so mitten im Nirgendwo. Ohne es wirklich wahrzunehmen. Da waren wir irgendwann auf der Mitte der Strecke und in beide Richtungen trennten uns viele hundert Kilometer vom nächsten Land. Und doch fühlte es sich nicht bedrohlich an oder anders als am Tag zuvor oder danach. Der Blick reichte ohnehin nur bis zum Horizont und was dahinter liegt – wer weiß? Und so zog das Schiff seine Bahn, vor dem Wind und die Nase immer nach Westen gerichtet. Stunde für Stunde für Stunde. Und aus den Stunden wurden Tage und aus den Tagen Wochen. Das Sonntag ist, merkten wir daran, dass der Kapitän dann zum Mittagessen eine Flasche Wein auf den Tisch stellte.

Am Ende hatte ich wieder das Gefühl, das könnte endlos so weitergehen. Ich war mir nicht sicher, ob ich zurück möchte in die quirlige Zivilisation. Und dem Schiff ging es wohl ebenso, denn in den letzten Tagen vor unserer Ankunft war sie zunehmend schwerer auf Westkurs zu halten und nutzte jede sich bietende Gelegenheit, sich nach Süden oder Norden davonzumachen. Am Ende ließ sie sich – wenn auch widerwillig, überzeugen. Oder überreden? Ich weiß es nicht.

Nun sitze ich am Hafen mit einem kühlen Bier in der Bar. Hochsommerliche Temperaturen und aus dem Lautsprecher dudeln Weihnachtsmelodien (Let it snow, let it snow, …). Dritter Advent, wie konnte ich das vergessen? Naja, rundum fühlt sich alles eher wie Sommer, Sonne, Sonnenbrand an und die Weihnachtsbäume auf dem Platz gegenüber wirken sonderbar deplaziert auf mich, der ich Weihnachten anders kenne.

Morgen vervollständigen wir unsere Ladung um einige Fässer besten Rums aus Barbados und dann geht die Reise weiter Richtung Martinique. Nach Norden. Mit halbem Wind. Durch türkisblaues Wasser und unter einer strahlendwarmen Sonne. Einfach wundervoll.

Hier ein weiterer Blogpost von mir aus dem Tres Hombres Logbuch
einer von meinem Mitsegler Jan
– und ein Post von Fluffy, einem Guy aus Bristol – gereimt.